In der Karl Schubert Schule werden Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen unterrichtet. Martina Erpelding arbeitet hier als Lehrerin. Sie unterrichtet in der Kanitzgasse 1/3 derzeit die erste Klasse und arbeitet mit einer kleinen Gruppe von fünf Schülerinnen und Schülern.
WIEN/LIESING. Martina Erpelding ist Lehrerin an der Karl Schubert Schule. Bei einem Besuch erklärt sie gegenüber MeinBezirk: „Wir begleiten die Kinder auf ihrem Weg über neun Jahre. Manche bleiben aber auch bis zu 13 Jahre bei uns in der Schule.“ Die Schule folgt dem Waldorf-Lehrplan und bietet den Schülerinnen und Schülern nicht nur akademische, sondern auch praktische Ausbildungsmöglichkeiten.
Der Waldorf-Lehrplan basiert auf einer ganzheitlichen Erziehung, die nach den seelischen und geistigen Veranlagungen und Begabungen der jeweiligen Schülerinnen und Schülern ausgerichtet ist.
Erpelding ist gelernte Schneiderin und Waldorflehrerin. Anfangs arbeitete sie als Handwerkslehrerin für zwei Jahre an der Karl Schubert Schule. Dann bekam sie das Angebot, eine erste Klasse zu übernehmen. Sie willigte ein und führte jene Klasse anschließend neun Jahre. Kürzlich übernahm sie erneut eine erste Klasse.
Erste Buchstaben und Zahlen
Viele der Schülerinnen und Schüler werden in der Früh mit einem Fahrtendienst in die Schule gebracht. Sie kommen von überall aus Wien nach Liesing. Der Unterricht beginnt anschließend täglich mit einem Morgenkreis, in dem gemeinsam mit den Kindern Lieder gesungen werden. Auch Sprüche werden aufgesagt.
Die Karl Schubert Schule ist eine Ganztagsschule, bei der der Unterricht von Montag bis Donnerstag von 7.45 Uhr bis 15.45 Uhr stattfindet. Am Freitag endet der Unterricht für die Kinder und Jugendlichen bereits um 12.45 Uhr.
Malerisch werden Buchstaben erlernt. Foto: Pia Rotter
„In der ersten Klasse starten wir mit Formenzeichnen, das eine Vorstufe zum Buchstabenlernen ist“, erklärt die Lehrerin. In den ersten Wochen lernen die Kinder durch Bildergeschichten erste Buchstaben und Zahlen. Unterrichtet wird nach Epochen. Das bedeutet, dass vier Wochen lang das gleiche Thema bearbeitet wird, bevor es zum nächsten geht.
Neun Schuljahre
Die Karl Schubert Schule unterscheidet sich von anderen Förderschulen nicht nur durch den Waldorfansatz, sondern auch durch ihre Struktur. Die Schule ist eine Privatschule, die sich größtenteils selbst verwaltet.
In den ersten Wochen lernen die Kinder durch Bildergeschichten erste Buchstaben und Zahlen. Foto: Pia Rotter
„Wir arbeiten in verschiedenen Kreisen, um sowohl pädagogische als auch organisatorische Aufgaben gemeinsam zu lösen“, so Erpelding. Die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, nach den neun Schuljahren in eine Werkoberstufe zu wechseln, wo sie handwerkliche Fähigkeiten erlernen.
Grünes Liesing
Die Schule liegt im Herzen Liesings. Der Bezirk bietet durch seine vielen Grünflächen einige Vorteile. Die Lehrerin meint: „Die Parks und Weinberge hier sind ideal für unsere Schülerinnen und Schüler, die viel Bewegung brauchen.“ Die Pädagogin hebt hervor, wie wichtig es ist, dass die Kinder regelmäßig nach draußen gehen, sei es für Spaziergänge oder Ausflüge zu umliegenden Spielplätzen. Auch der eigene Garten mit Spielplatz wird häufig genutzt.
Der schuleigene Garten mit Spielplatz wird häufig genutzt. Foto: Pia Rotter
Dennoch gibt es Herausforderungen. Besonders das Unterrichten von Schülerinnen und Schülern im Autismus-Spektrum erfordert besondere Aufmerksamkeit. „Es ist schwierig, eine Gemeinschaft zu formen, wenn jedes Kind so individuell ist“, erklärt sie. Aber gerade die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler erlebt sie als bereichernd.
Für die Zukunft wünscht sich Erpelding etwas mehr Unterstützung seitens der Stadt Wien. Private Sonderschulen werden nicht staatlich gefördert. So wäre eine Unterstützung durch das Klimaticket oder gratis Parkplätze für Lehrpersonen wünschenswert.
Titelbild: Martina Erpelding (links) mit einer ihrer Schülerinnen Sarah (rechts). Foto: Pia Rotter