Nach der Ausdünnung des 56A-Fahrplans wartet man selbst zu den Stoßzeiten 15 Minuten lang auf den Bus.
LIESING. Auf dem Weg zu ihrem Kindergarten nehmen die Brüder Florian und Christoph regelmäßig den Bus 56A. Und ebenso regelmäßig heißt es für die beiden: „Bitte warten!“ „Die Intervalle wurden auf 15 Minuten ausgedehnt. Wenn sie den Bus versäumen, stehen meine Kleinen buchstäblich im Regen“, ärgert sich ihr Vater Martin S.
Das Problem besteht schon seit Längerem. Der Grund dafür, warum man in Liesing auf den Bus warten muss, liegt in Hietzing: Spätestens 2023 werden alle ORF-Unternehmen am Küniglberg zusammengelegt. Dem damit verbundenen Fahrgastaufkommen wollte man frühzeitig Rechnung tragen. Die Linie 56A wird daher seit 1. Juli 2019 von Atzgersdorf über den Maurer Hauptplatz und in einer Schleife über das ORF-Zentrum geführt. Warum also beklagt sich Martin S. erst jetzt?
Lockdown lenkte ab
Der Vater war schon damals besorgt und hat sich an die Wiener Linien gewandt. „Dort wurde mir gesagt, es handle sich erst einmal um einen Testbetrieb, um zu sehen, wie die Strecke angenommen wird“, erinnert sich Martin S. Das konnte er akzeptieren, also wartete er erst einmal ab. Dann folgte der Lockdown mit den Schulschließungen und Homeschooling. Die Wartezeiten auf den Bus waren mit einem Mal das geringste Problem.
Doch jetzt wird es wieder akut. Allerdings hat sich der neue Fahrplan aus Sicht der Wiener Linien bereits bestens bewährt. „Die neue Streckenführung wird von vielen Fahrgästen gutgeheißen“, so eine Sprecherin.
Die Intervalle bringen aber nicht nur lange Wartezeiten mit sich, sondern zu den Stoßzeiten auch heillos überfüllte Busse. Ein Problem, das in einer Zeit des Abstandhaltens paradox anmutet. Auch Cordula Höbart (Grüne) beschäftigt dieses Thema: „Viele Eltern sind verständlicherweise sehr besorgt. Abstand zu halten, ist unmöglich. Wir haben dazu in der Septembersitzung einen Antrag eingebracht. Die Verkehrskommissionssitzung dazu wurde vergangene Woche einfach abgesagt“, bedauert sie. Dennoch findet sie, dass die Wiener Linien handeln müssen, da sonst die Bemühungen der Schulen, gut durch die Coronakrise zu kommen, im überfüllten Autobus zunichte gemacht würden. An eine Taktverdichtung wird dennoch nicht gedacht. Auf Anfrage heißt es: „Die Wiener Linien haben ein gewisses Kontingent an Bussen zur Verfügung. Damit muss die ganze Stadt versorgt werden.“
Damit ist der Bezirk nicht zufrieden. Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ): „Für uns ist es ganz wichtig, den öffentlichen Verkehr möglichst optimal zu gewährleisten. Wir sind für jeden Hinweis dankbar und versuchen, gemeinsam mit den Wiener Linien die bestmögliche Lösung zu finden.“ Für die Wiener Linien ist diese bereits gefunden, wie sie schreiben: „Da das neue Buskonzept auf sehr großen Zuspruch stößt – uns liegen keine Beschwerden dazu vor –, ist aktuell keine Anpassung geplant.“ Also dürfte es weiter heißen: „Bitte warten!“
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Welche Erfahrungen haben Sie mit dem 56A und anderen Öffis gemacht? Schreiben Sie uns an liesing.red@bezirkszeitung.at