Mehr Hochwassersicherheit, bessere Gewässerqualität und Grünbereiche für die Anrainer – das soll die Renaturierung des Liesingbachs garantieren.
LIESING. Auf 18,4 Kilometer fließt der Liesingbach durch Wiener Stadtgebiet, die Hälfte wurde bereits renaturiert. Mit heute nimmt die Stadt Wien die andere Hälfte in Angriff und schafft damit einen Gesamtlückenschluss auf dem insgesamt 9,2 Kilometer langen Abschnitt zwischen Kaiser-Franz-Josef Straße und Großmarktstraße im 23. Wiener Gemeindebezirk.
Heute, Montag 5. Oktober, starten die Bauarbeiten für das 300 Meter lange Teilstück zwischen Karl-Sarg-Gasse und Rudolf-Waisenhorn-Gasse. Das Projekt „Integrativer Hochwasserschutz Liesingbach“ wird von der Stadt Wien und dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus ko-finanziert. Die Bauarbeiten werden von der Fachabteilung Wiener Gewässer und Wien Kanal durchgeführt.
„Wir geben hier an der Liesing Natur zurück, attraktivieren die Uferbereiche und pflanzen neue Bäume. Für die Anrainerinnen und Anrainer schaffen wir attraktive Grünbereiche am Wasser. Das Großprojekt an der Liesing ist ein aktiver Beitrag am Weg zur Klimamusterstadt Wien“, so Umweltstadträtin Ulli Sima anlässlich des heutigen Baubeginns.
„Am Liesingbach steigern wir mit unserer finanziellen Unterstützung die Wasserqualität, schaffen einen neuen Lebensraum für alle und setzen ein wichtiges Zeichen für die Ökologisierung unserer Gewässer,“ betont Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus.
Bis Ende 2027 wird das Projekt, bei dem Wiener Gewässer und Wien Kanal ihre Bauarbeiten am Liesingbach bündeln, stufenweise mit insgesamt sechs Bauteilen abgewickelt. Die Bauarbeiten werden möglichst umwelt- und klimaschonend durchgeführt, auf den Erhalt des Baumbestandes wird besonderes Augenmerk gelegt, neue Bäume werden gepflanzt.
Gewinn für Mensch und Natur
Nach Fertigstellung wird der gesamte Liesingbach auf Wiener Stadtgebiet ein naturnah gestalteter, hochwassersicherer, ökologisch aufgewerteter Bach sein. Grünräume entlang des Gewässers werden vergrößert oder geschaffen. Dadurch soll der Liesingbach an die klimatischen und wachstumsbedingten städtischen Veränderungen angepasst werden.
Für die Anrainer des Liesingbaches bedeutet das Vorhaben einen Zugewinn an wertvollem neuen Grünraum am Wasser. Neue Bäume werden Schatten spenden, Tiere und Pflanzen werden sich ansiedeln, die Uferbereiche werden neu gestaltet sein und damit für die Spaziergeher, Läufer und Radfahrer einen enormen Zuwachs an Lebensqualität bringen.
Mehr Sicherheit
Hand in Hand mit dem Flussbau wird am Ufer-Kanalsystem gearbeitet. Um die Wasserqualität zu steigern, errichtet Wien Kanal einen zusätzlichen Rohrkanal im Bachbett. Damit können Verunreinigungen aus dem bestehenden Regenwassersystem vom Bach ferngehalten werden.
Der erste Spülstoss von den umliegenden Verkehrsflächen bei Regen, gelangt so über den neuen Kanal in die Hauptkläranlage nach Simmering. Durch die Zusammenarbeit bei Planung und Bau werden außerdem Kosten und Ressourcen reduziert.
Speicherbecken fertiggestellt
Im Kampf gegen klimabedingte Starkregenereignisse setzt die Stadt Wien neben einer intelligenten Kanalnetzsteuerung auf riesige unterirdische Speicherbecken. Nach Simmering und Favoriten wurde nun das dritte Bauwerk dieser Art im 23. Bezirk in Inzersdorf fertig gestellt.
Unmittelbar neben der Triester Straße, im Autobahnknoten Inzersdorf, entlastet es dabei nicht nur die Liesing, sondern schützt auch die Anrainer vor Überflutungen. Von den Bauarbeiten wird bald nichts mehr zu sehen sein. Der Speicher ist bereits unter einer mächtigen Erdschicht verschwunden, an der Oberfläche entsteht demnächst eine saftige Streuobstwiese.
Integrativer Hochwasserschutz Liesingbach
Der Hochwasserschutz des Liesingbaches wird im Projektgebiet und bachabwärts mittels wasserbaulicher Umbauten bei den Rückhaltebecken auf den neuesten Stand der Technik gebracht und verbessert.
Mit den Maßnahmen, die in den nächsten Jahren am Liesingbach durchgeführt werden, werden die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie erfüllt. Diese sieht einen guten ökologischen und chemischen Zustand für alle europäischen Gewässer vor.