Niklas Kern, Tanzassistent an der Musikschule Liesing, eröffnet zusammen mit Fiona Wolf den Opernball. Die beiden haben schon viel Erfahrung auf der Tanzbühne – aufgeregt sind sie dennoch.
WIEN/LIESING. Am 8. Februar werden Fiona Wolf und Niklas Kern beim ersten Walzer des Abends über das Parkett in der Wiener Staatsoper schweben. Denn die beiden werden als Debütantenpaar aus dem Verein „Ich bin O.K.“ den Wiener Opernball eröffnen. Sie leben mit Downsyndrom und haben ihre Leidenschaft für den Tanz schon früh entdeckt. Das hat sich ausgezahlt: Bei den Special Olympics konnten beide im Tanzsport bereits Goldmedaillen einheimsen.
Niklas Kern ist seit 2001 mit viel Freude und Einsatz bei „Ich bin O.K.“ dabei. 2013 wurde er in die Dance Company für fortgeschrittene Tänzer aufgenommen. 2017 hat er die Ausbildung zum Dance Assist erfolgreich absolviert und unterstützt seither Tanz-Workshop-Leiter als Assistent. Im 23. Bezirk ist Kern kein Unbekannter: Er arbeitet bereits das dritte Jahr als Tanzassistent in der Musikschule Liesing.
Für den jungen Mann geht mit dem Engagement ein Traum in Erfüllung: „Ich wollte unbedingt einmal den Wiener Opernball eröffnen.“ Neben seiner Arbeit als Tanzassistenz ist Kern seit 2015 auch am „Badeschiff“ am Donaukanal im Facility- und Servicebereich angestellt.
Training vor dem Auftritt
Fiona Wolf geht nicht nur ihrer Leidenschaft für den Tanz nach. Beruflich macht sie gerade die Lehre zur Restaurantfachfrau und arbeitet im Service im Restaurant Plachutta im 19. Bezirk. Die erste Schülerin der Berufsschule mit Downsyndrom zu sein, erfüllt sie mit Stolz. Aber auch sonst ist Wolf sehr aktiv. Auf ihrem Instagramkanal @fionashappyworld hat sie rund 2.500 Follower und ist damit ein Vorbild für Menschen mit und ohne besondere Bedürfnisse. Im Tanz ist sie äußerst versiert, so hat sie bei den Special Olympics 2022 in der Kategorie Duett den 1. Platz belegt. „Ich wäre selbst nie auf die Idee gekommen“, sagt die junge Frau über ihren Auftritt beim Opernball. Dementsprechend aufgeregt ist sie schon jetzt.
Mit Nervosität und Lampenfieber können die beiden gut umgehen. Sie wissen, wie es ist, im Rampenlicht zu tanzen. Fotos: Wito Zaar
Trotz seiner beachtlichen Erfahrung hat das Tanzpaar bisher noch nie gemeinsam Walzer getanzt. Deshalb bekommen die beiden Unterstützung vom Turniertänzer und Leiter der O.K.-„Ballroom Dance“-Klasse, René Friesacher. Er trainiert mit ihnen den Linkswalzer. Aber Wolf hat ohnehin keine Angst vor dem Walzer, hat sie doch schon Privatstunden in der Tanzschule Elmayer genommen. Und mit Nervosität und Lampenfieber können beide gut umgehen. Sie wissen, wie es ist, im Rampenlicht zu tanzen.
Soziale Barrieren abbauen
Der Kultur- und Bildungsverein „Ich bin O.K.“ wurde im Jahr 1979 gegründet und möchte Menschen mit Behinderung einen gleichberechtigten Stellenwert im kulturellen Leben ermöglichen und soziale Barrieren abbauen.
Im Tanzstudio des Vereins werden wöchentlich 20 Kurse angeboten. Alle zwei Jahre wird mit über 120 Mitgliedern eine große Bühnenproduktion erarbeitet. Darüber hinaus bietet „Ich bin O.K.“ für junge Tänzer ab 20 Jahren eine Weiterbildung als Tanzassistent an.