Pensionist Hans J. Popp hat viele interessante Details zum Wasserbehälter im Lainzer Tiergarten zusammengetragen.
WIEN/LIESING. „Mehr als 250.000 Arbeitsschichten zu je acht Stunden wurden aufgewendet, um den Wasserbehälter Lainz an der Wittgensteinstraße von 1935 bis 1938 zu errichten“, erklärt Hans J. Popp an der Bezirksgrenze von Liesing und Hietzing.
„Das entspricht rund 500 Arbeitern, die zwei Jahre hindurch beschäftigt waren. An Material wurden damals 750 Waggons Zement, dazu 28.000 Kubikmeter Sand und Schotter, mehr als 150 Waggons Rundstahl und 300.000 Ziegel verarbeitet“, weiß Pensionist Popp, der im 10. Bezirk wohnt und über breites historisches Wissen verfügt. Weil die damalige Kaiserstadt ab 1890 durch rasantes Ansteigen ihrer Einwohnerzahl gekennzeichnet war, wurde um 1900 mit dem Bau der zweiten Hochquellwasserleitung aus dem Hochschwabgebiet begonnen.
„Der Erdaushub mit rund 200.000 m³ erfolgte fast ausschließlich händisch“, weiß Hans J. Popp. Foto: Popp
„Ziel war damals, den Wienern auch weiterhin sauberes Quellwasser aus den Voralpen zur Verfügung zu stellen“, erklärt Popp und schaut von den Weinbergen an der Wittgensteinstraße über den Westen der einstigen Hauptstadt des Kaiserreiches.
Wasser marsch!
Bereits am 2. Dezember 1910 konnte die 2. Hochquellwasserleitung in Betrieb genommen werden. Bei einem Festakt im Wiener Rathaus schaltete Kaiser Franz Josef damals symbolisch eine „Wasserkunstanlage“ ein und nahm den ersten Schluck des frischen Quellwassers aus einem Kristallkelch. „Erstmals floss Quellwasser vom Hochschwab durch die 180 Kilometer lange Leitung nach Wien“, merkt Popp an. „Und das ganz ohne Pumpstation.“
Etwas unterhalb in der Wittgensteinstraße liegt dieses Wasserschloss. Foto: Alois Fischer
Am Rande des Lainzer Tiergartens wurde dann in den 1930er-Jahren der Wasserbehälter Lainz mit 143.000 Kubikmetern Fassungsvermögen errichtet. „Wegen der vielen Arbeitslosen in der Zwischenkriegszeit erfolgte der rund 200.000 Kubikmeter umfassende Erdaushub fast ausschließlich händisch“, sagt Popp und erklärt, dass der Abtransport des Aushubmaterials damals durch eine Feldbahn mit vier Benzinlokomotiven organisiert wurde. „Schließlich wurde der Wasserbehälter zu einem Bauwerk von 180 Metern Länge und 160 Metern Breite – es ist vollständig in der Erde versenkt und von außen nicht sichtbar.“
Übrigens wurde Wien bereits zur Römerzeit durch eine mehrere Kilometer lange Leitung aus dem Gebiet der heutigen Ortschaften Perchtoldsdorf und Gumpoldskirchen mit Wasser versorgt. Heute versorgen die 1. und 2. Hochquellenleitung Wien Tag für Tag mit bis zu 589.000 Kubikmetern, der durchschnittliche Tagesverbrauch liegt bei etwa 221 Litern pro Einwohner. Hans J. Popp nickt wissend. „Kein Wunder, schließlich schmeckt unser Hochquellwasser ja auch wunderbar!“
Der Wasserbehälter liegt vollständig unter der Erde. Das Eingangsgebäude wird umgangssprachlich „Wasserschloss“ genannt. Foto: Günther Z.